21.02.2025 01:54

Demokratiebildung: Abschlussklassen in der KZ-Gedenkstätte Dachau

Bildung ist ein Menschenrecht. Sie fördert die Orientierung und das Urteilsvermögen der Menschen.

Bildungsvermittlung findet zum großen Teil in schulischen Angeboten statt. Ihr Ziel ist, die Entwicklung der Heranwachsenden zu mündigen und verantwortungsvollen Persönlichkeiten zu unterstützen und den Erziehungsauftrag der Eltern zu ergänzen. Schulische Bildung umfasst die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten, aber auch Wertevermittlung durch Lehrkräfte an Schülerinnen und Schüler. Schon Kinder und Jugendliche brauchen ein Wertesystem, um sich zu orientieren. Auch sie hinterfragen Regeln, testen Grenzen aus, schließen in Konflikten Kompromisse und kommen zu gemeinsamen Lösungen, nicht nur untereinander. Sie stellen auch allgemeine Lebensweisen und Regeln in Frage, die möglicherweise zulasten einzelner Gruppen oder ganzer Generationen gehen.

Respekt, Kooperation und Prävention sind wichtige Werte im Schulleben. Nicht weniger wichtig ist die Entwicklung politischer Urteils- und Handlungsfähigkeit, um den eigenen Standpunkt zu finden, für ihn einzutreten und gleichzeitig die Positionen anderer nachzuvollziehen, zu respektieren und in Diskussionen und Konflikten tolerant und produktiv mit der anderen Meinung umzugehen. Dafür braucht es Kompetenzen, um sich selbst zu informieren, zu orientieren, politisch weiterzubilden.

Schule sollte immer und überall ein Lebens- und Lernort für und mit Demokratie sein. Schulen als Orte, an denen Demokratie erlernt und gelebt werden kann, an denen Teilhabe und Partizipation eingeübt werden können, spielen immer mehr eine entscheidende Rolle. Sie sind der Ort, der alle jungen Menschen im Land erreichen kann. Sie können dazu beitragen, dass die Schülerinnen und Schüler zu aktiven Bürgerinnen und Bürgern werden, die am öffentlichen Leben teilnehmen und politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Fragestellungen beurteilen können. Mit politischer Bildung fördert die Schule bei jungen Menschen diese Kompetenzen und ermuntert sie, für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte und gegen antidemokratische Bestrebungen einzutreten. Darum ist es gerade in den heutigen, teils erschreckenden politischen Umbruchzeiten umso wichtiger, dass ein breites Verständnis von politischer Bildung und Demokratiebildung fester Bestandteil einer demokratischen Schulkultur ist. Demokratie zu leben wird gefördert, indem Schülerinnen und Schüler in ihren eigenen Lebenswelten Konfliktkompetenz erlernen und Grundwerte der Menschlichkeit durch Empathie in sich aufnehmen.

Möglichkeiten, Demokratiebildung und somit politische Bildung in den Schulalltag auch an einem Sonderpädagogischen Förderzentrum im Münchner Norden einzubinden und das Demokratie-Erleben zu vermitteln, wurden bereits verwirklicht:

Fahrt zu einer Gedenkstätte bzw. einem Erinnerungsort im Sinne historisch-politischer Bildung zur KZ-Gedenkstätte Dachau mit 2 Abschlussklassen;
Entstehung einer Schülerzeitung, die das Erlernen auch digitaler Medienkompetenz stützte, wie in einer schulinternen SFZ-Schülerfirma 2023/24;
Schülerparlament (Münchner Schulpreis / Förderschulen / 2. Platz – Thema: "Demokratie in meiner Schule" – anlässlich des 75-jährigen Jubiläums des Grundgesetzes).

Was würde passieren, wenn eine rechtsextreme Partei in einem unserer Bundesländer das Sagen in der Bildungspolitik hätte? Deren dokumentierte Programminhalte oder Äußerungen ihrer Vertreter auf Veranstaltungen, die nichts mehr mit einem Demokratieverständnis im Sinne unseres Grundgesetzes zu tun haben, lassen Schlimmes erahnen:

"Mittel für politische Bildung sollten gekürzt, Landesprogramme für Toleranz und Weltoffenheit "unverzüglich" beendet werden, ebenso wenig werden Initiativen gegen Antisemitismus, Schulfahrten zum KZ, Schulprojekte für Weltoffenheit und Lesungen oder zivilgesellschaftliche Initiativen unterstützt. Das Eintreten von Lehrkräften für Demokratie und Weltoffenheit zählt die Rechtsaußen-Partei zu den 'Verstößen durch das Lehrpersonal oder der Schulaufsichtsbehörden gegen das Neutralitätsgebot', die zu ahnden seien – bis hin zur Strafverfolgung. Inklusion wird als ein "Ideologieprojekt" bezeichnet, von dem die Schulen "befreit" werden müssten. Ein strenges Auslesesystem wird gefordert, "Stärkere" dürften nicht von Kindern mit Handicaps oder Lernschwächeren behindert werden. Bereits 2019 ist in dem Wahlprogramm von der Förderung einer "völkischen Elite" die Rede, bei einer Veranstaltung im selben Jahr von einem "langen Weg des Aufräumens"."

(Gekürzte Zitatauszüge / Quelle: 12.06.2024 - Erhard Korn, Mitglied im Vorstandsbereich Grundsatzfragen der GEW Baden-Württemberg)
Eine Diktatur ist das Gegenteil von einer Demokratie. Darin sind sich sicherlich alle einig.

"Die Diktatur (von lateinisch dictatura) ist eine Herrschaftsform, die sich durch eine einzelne regierende Person, den Diktator, oder eine regierende Gruppe von Personen (z. B. Partei, Militärjunta, Familie) mit weitreichender bis unbeschränkter politischer Macht auszeichnet." … "Hitler selbst nannte seine eigene Herrschaft nicht Diktatur, sondern Führertum." (Wikipedia)
Wir leben heute in einer Demokratie, deren Grundlage die Freiheit der Menschen ist. Seit 1933 war unter Hitler alles anders. Menschen wurden wegen ihrer Religion, Herkunft oder Meinung angegriffen und sogar getötet. Der NS-Staat verfolgte eine rassistische Politik, die unterschied zwischen jenen, die der sogenannten "Volksgemeinschaft" angehörten, und anderen, die diskriminiert und ausgegrenzt wurden. Unter den etwa 206.000 Häftlingen des KZ Dachau und seinen Außenlagern befanden sich auch ungefähr 17.410 Kinder und Jugendliche. Dem Terror der SS waren sie genauso ausgesetzt, wie die erwachsenen Häftlinge. Die Gründe ihrer Inhaftierung waren vielfältig. Sie wurden als Kinder von Widerstandskämpfern inhaftiert, stammten aus den besetzten Ländern, wurden aufgrund der NS-Rassenideologie verfolgt oder waren als sogenannte "Ostarbeiter" in das Deutsche Reich deportiert worden. (Quelle: Gedenkstätte-Dachau / Referentin: Eva Gruberova).

Demokratiebildung ist zentraler Bestandteil des staatlichen Bildungs- und Erziehungsauftrags der Schule. Die Landesschulgesetze beschreiben die Ziele. Lehrkräfte sollen demokratische Werte wie Würde und Gleichheit aller Menschen, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität vermitteln. Wenn es in der Schule um politische Bildung geht, müssen sich Lehrkräfte nicht neutral verhalten. Es ist wichtig, verschiedene Blickwinkel zu beleuchten. Lehrkräfte sollen auf Basis des Grundgesetzes eine klare Haltung z.B. gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus, Gewaltverherrlichung und menschenverachtende Aussagen zeigen.

Unser gemeinnütziger Verein "ghettokids – Soziale Projekte e.V." ermöglicht durch die Finanzierung von Ausflügen zur KZ-Gedenkstätte Dachau seit Jahren Abschlussklassen vom SFZ München Nord ein wichtiges Erlebnis zur empathischen Demokratiebildung von Jugendlichen unterschiedlichster Nationalitäten. Die Beförderung mit einem Reisebus hin und zurück, der Eintritt und die Führung werden für alle Beteiligten von unserem Verein finanziert.
Hier der Bericht der Lehrkraft, der den Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau mit den SFZ-Neuntklässlern am 13.03.2024 durchgeführt hat:

"Am 13.03.2024 besuchten die Abschlussklassen des Sonderpädagogischen Förderzentrum München Nord die Gedenkstätte Dachau. Die Hinfahrt zu der Gedenkstätte und die Rückfahrt zur Schule erfolgte dank "ghettokids e.V." in einem eigens gemieteten Kleinbus. Im Rahmen des Geschichtsunterrichtes konnten die 17 Schülerinnen und Schüler dann einen Einblick in die Geschichte der KZ-Gedenkstätte Dachau gewinnen. Durch die Unterstützung von "ghettokids e.V." konnten die Jugendlichen in einer persönlichen, zweistündigen Führung einen Eindruck von dem Schrecken im Konzentrationslager bekommen und auch viele eigene Fragen stellen. Die Schülerinnen und Schüler waren sehr betroffen von der Atmosphäre des Konzentrationslagers und hörten gebannt den Schilderungen der Zustände bei der Führung zu. "Ich spüre so einen Druck auf der Brust!" oder "Es ist unheimlich hier!" waren Aussagen der Jugendlichen, die ihre Betroffenheit widerspiegeln."

Unser Verein dankt der Dr. Ingeborg und Marion von Tessin Stiftung sehr herzlich für die zweckgebundenen Spenden an unseren gemeinnützigen Verein "ghettokids – Soziale Projekte e.V." für die Organisation und Durchführung von Ausflügen mit sozial benachteiligten Münchner Jugendlichen und die finanzielle Unterstützung von Schülerfirmen (z.B. die Übernahme der farbigen Druckkosten für die Schülerzeitung 2024) am SFZ München Nord. Die Stiftung leistet dadurch einen unschätzbaren Beitrag zur Demokratiebildung der sozial benachteiligten Jugend.