Sozial benachteiligte Familien leiden unter den Preissteigerungen
Traditionell führen wir seit zwei Jahrzehnten für sozial benachteiligte Familien Lebensmitteleinkäufe zur Weihnachtszeit durch – auch der Einkauf für die Weihnachtsbäckerei gehört dazu, die gerne mit den Kindern der Familien gestaltet wird und die Adventszeit im wahrsten Sinne des Wortes versüßt. Ein sehnlicher Wunsch in vielen sozial benachteiligten Familien ist, einmal nicht wieder verzichten zu müssen und auch mal ein reichhaltiges Weihnachtsessen auf den Tisch bringen zu können. Dieses wundervolle Gefühl wollen wir gerne so vielen sozial benachteiligten Familien wie möglich vermitteln.
Als wir vor etlichen Jahren zusammen mit der ehemaligen TEVANKO Stiftung mit diesem Projektangebot schwerpunktmäßig für kinderreiche Familien und Alleinerziehende, die finanziell meist nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, starteten, hatte man für 50.- € noch einen übervollen Einkaufswagen. Und heute? Für diese Summe würde locker auch ein normaler Einkaufskorb reichen, wenn sich auch Fleisch für das Weihnachtsessen darin befinden würde. Früher konnten wir im Durchschnitt 30 Familien mit unseren Einkäufen beglücken, die Ehrenamtliche zusammen mit den Eltern und meist auch Kids durchführen. Heute sind es leider nur 10 mit insgesamt 35 Kindern.
Die nach von uns eng definierten Regeln ausgesuchten Familien bekommen nie Bargeld für den von uns initiierten Einkauf in die Hand gedrückt, sondern werden beim "gespendeten" Einkauf stets persönlich begleitet. Dabei kann auch preislich so manche Empfehlung ausgesprochen werden. Es macht schon einen Unterschied aus, wo man zum Einkaufen geht, wenn man auf jeden Cent schauen muss. Es gibt teure Lebensmittelketten und billigere. Die günstigsten Supermärkte befinden sich meist nicht um die Ecke im Münchner Stadtbezirk Hasenbergl Nord, der von vielen sozial benachteiligten Familien schon alleine wegen der geringeren Mieten bewohnt wird. Preisgünstige Lebensmittelläden sind oftmals nur durch umständliche Busfahrten erreichbar. Da wird der Gang zurück nach Hause oftmals zu einer anstrengenden Schlepperei. Von uns wird der komplette Lebensmitteleinkauf stets direkt zur Familie gefahren.
Auch dieses Jahr konnten wir leider nicht so viele Familien mit einem Lebensmitteleinkauf zur Weihnachtszeit beglücken. Dies hat sicherlich wieder mit der ständig zurückgehenden Spendenbereitschaft für sozial benachteiligte Familien zu tun. Viele internationale, teils katastrophale Zustände hinterlassen auch in unserer Gesellschaft ihre Spuren. Elend und Not werden inzwischen anders gewichtet, berechtigte Hilfe wird in Frage gestellt. "Wenn die in ihrer Heimat so viel Kindergeld, das jetzt schon wieder erhöht wurde, bekommen würden, dann wären sie dort die Könige!" Ja, es stimmt. Das Kindergeld wurde anfangs des Jahres 2025 hier tatsächlich erhöht. Um den lächerlichen Betrag von 5.- € pro Kind.
Unser gemeinnütziger Verein "ghettokids – Soziale Projekte e.V." hat seit seiner Gründung im Jahr 2000 die sozial benachteiligten Münchner Kinder und Jugendlichen, deren Unterstützung und Förderung wir uns verschrieben haben, nie aus dem Blick verloren. Geht es der Familie gut, dann wirkt sich das positiv auf deren Kinder aus – umgekehrt gilt das gleiche Prinzip. Für den Lebensmitteleinkauf steht pro Familie der dreifache Betrag von früher zur Verfügung, damit sich der Einkaufswagen dann doch noch füllen kann. Und für die Weihnachtsbäckerei stellen wir heute den Betrag zur Verfügung, der früher für den ganzen Einkauf reichen musste. Die von uns ausgewählten Familien sind immer sehr, sehr dankbar für die unverhoffte Hilfe zum Weihnachtsfest.
Kaum zu glauben, aber wahr: das Anstehen an der Kasse mit einem vollen Einkaufswagen und in dem Bewusstsein, bedacht und preisgünstig ausgewählt zu haben, kann den Familien auch ein Glücksgefühl vermitteln. Zudem braucht niemand Angst zu haben, die ausgewählten Produkte nicht bezahlen zu können, um sie dann doch wieder zurück in die Regale legen zu müssen. Stets sind die Ehrenamtlichen mit einem Taschenrechner ausgerüstet und behalten im Hintergrund immer den Überblick über den Einkauf und die Ausgaben. Und die Kinder freuen sich immer ganz besonders auf die Weihnachtsbäckerei, für die immer noch das Extrageld zur Verfügung steht und schmieden schon beim Einkauf fantasievolle Pläne, welche Plätzchen, Kuchen oder Lebkuchenhäuschen sie zusammen mit der Mama, Oma oder Tante backen wollen.
Glückliche Gefühle sind kein Dauerzustand, aber glückliche Momente können positive Empfindungen wie Zufriedenheit und Ausgeglichenheit schaffen. Wenn wir dies bei unseren Familien erreichen, mit denen wir einen Lebensmitteleinkauf durchführen, dann haben wir unser Ziel erreicht. Und wenn die Kinder in der Weihnachtsbäckerei ihrer Fantasie Raum geben, Durchhaltevermögen zeigen und Freude am gemeinsamen Schaffen haben, wenn sie lachend an ihrem Tun Spaß haben und gar nicht mehr aufhören wollen zu kneten und modellieren, dann ist das für uns der schönste Lohn.
Am 5. Februar vor einem Jahr hat Frau Andrea Aigner, die Gründerin der ehemaligen TEVANKO Stiftung, diese Welt für immer verlassen. In ihrem Gedenken führen wir – soweit es uns möglich ist – die Weihnachtseinkäufe und Weihnachtsbäckerei, die gemeinsam von unserer 1. Vorsitzenden und Frau A. Aigner ins Leben gerufen wurden, fort.