30.10.2025 00:00

Eine Herausforderung: Hochsommer-Tagesausflug zum Blomberg für Jugendliche

Für jüngere Kinder einen Tagesausflug zu organisieren ist viel einfacher als für ältere Jugendliche. Vorschul- und Grundschulkids sind leichter zu begeistern, weil alles Neue eine unerwartete Überraschung für sie darstellt. Jugendlichen muss mehr als die Ankündigung von Überraschungen geboten werden. Sie reagieren bei der Einführung meist auf die Bekanntgabe einer längeren Fahrt und dann noch mit bevorstehenden Wanderungen fast schon entsetzt – bei den zu erwartenden Highlights hören sie oft gar nicht mehr zu. Am liebsten würden sie sich bei einem Ausflug mit ihren Freunden irgendwo bequem hinsetzen, sich mit ihren Handys beschäftigen und dabei aktuelle Informationen oder chillige Beiträge mit anderen teilen – zwischendrin wäre eine zusätzliche kulinarische Versorgung bei ihnen sehr willkommen. Aber das verstehen wir nicht unter einem aktivem Bildungsausflug.

Wir konnten viele der 14-17-jährigen Jugendlichen dann bei der Anmeldung für den geplanten Hochsommer-Tagesausflug am 24.07.2025 dann doch mit der Ankündigung einer Fahrt mit Reisebussen direkt von der Schule aus, von Seilbahnfahrten, moderaten Wanderungen, den Besuch eines Restaurants und der Abfahrt mit der Sommerrodelbahn ins Tal doch für den geplant jugendgerechten Aktionstag gewinnen. Und da der Tagesausflug eine Einladung unseres gemeinnützigen Vereins "ghettokids – Soziale Projekte e.V." anlässlich unseres 25-jährigen Bestehens war, kamen auf die Jugendlichen bzw. deren Familie keine unerwarteten zusätzlichen Kosten zu.

Wie sich erst vor der Abfahrt in der Früh herausstellte, erschienen leider nicht alle Jugendlichen, die sich zuvor angemeldet hatten. Viele von ihnen – meist Mädels – wurden wegen plötzlicher Erkrankung oder wegen der Rücknahme der Teilnahmeerlaubnis, was zu einem Schulbesuch mit dem Verbleib in einer Mittelstufenklasse der 5. oder 6. Jahrgangsstufe am Ausflugstag der Oberstufe verpflichtete, von einem ihrer Erziehungsberechtigten telefonisch entschuldigt. Sehr enttäuschend! Aber Jugendliche von so genannten Brennpunktschulen wie im Münchner Hasenbergl Nord, die oft "keinen Bock auf nichts haben", sind erst recht schwer von Fahrten in die für sie unbekannte Bergwelt und besonders von bevorstehenden Wanderungen, die sie vom Kraftaufwand nicht abschätzen können, zu überzeugen. Dies gelingt ihnen anscheinend nur bei ihren Erziehungsberechtigten ohne Probleme.

Die Gruppen mit den insgesamt 70 Oberstufen-Jugendlichen und ihren Begleitpersonen, die auch aus Vereinsmitgliedern bestanden, starteten bei schönstem Sommerwetter nach Unterrichtsbeginn von der Schule aus am Münchner Hasenbergl und fuhren mit Reisebussen Richtung Bad Tölz. Dieser Ort liegt westlich von München im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, der oft als Startpunkt für Ausflüge in die Alpenvorläufer wie den Blomberg, dem Ausflugsziel der Hasenbergl-Truppe, dient. Die Route führte durch das abwechslungsreiche Voralpenland, vorbei an sanften Hügeln, saftigen Wiesen und grünen Wäldern – typisch Bayerns Landschaft. Die teilnehmenden Jugendlichen genossen die angenehme Fahrt in modernen Reisebussen; teils wurde sie zu einem kurzen Nickerchen der teils übermüdeten Jugendlichen genutzt. Die 70 Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren hatten trotz unterschiedlicher Fitness und teils Übergewicht sich mental und zusätzlicher Brotzeit gut auf den Ausflug vorbereitet; viele hatten kaum Wandererfahrung, doch der Tag versprach mit Seilbahnfahrten und der Sommerrodelbahnabfahrt auch Abenteuer auf motivierendem Niveau.

Die Bergauffahrt mit der Seilbahn in Zweisitzern und Sicherheitsbügel war eine angenehme Möglichkeit, ohne lange, anstrengende Wanderwege die Bergwelt zu erleben. Leider stellte sich erst beim Kaufen der Tickets heraus, dass ein Neuntklässler unter Höhenangst leidet – was er zuvor in der Schule nicht kommuniziert hatte – und sich trotz Überzeugungsgesprächen auch durch Mitschüler weigerte, in die Seilbahn einzusteigen. Er war verständlicherweise nicht von dem Durchhalten der Höhenfahrt und deren Ungefährlichkeit überzeugt. Extra für ihn musste dann ein Lehrer, der auch gleichzeitig Vereinsmitglied ist, im Tal verbleiben, der dann spontan ein alternatives Entspannungsprogramm für den anfangs sehr gestressten Jugendlichen zusammenstellte. Flexibilität ist eine unserer Stärken! Beide nutzen die Zeit im Tal zu Spaziergängen mit intensiven Gesprächen, zum Rodeln und zu einem Besuch im Eiscafé. Der Schüler war sehr dankbar für die Alternativbetreuung und sehr froh, keinen Ärger bekommen zu haben, da er seine Höhenangst verschwiegen hatte. Er begründete dies mit dem Argument, da er so gerne an dem Tagesausflug mit seinen Freunden hatte teilnehmen wollen – auch sehr verständlich.

Einer der ersten Höhepunkte war die Seilbahnfahrt: Die Gruppen stiegen problemlos ein und brachte sie bequem zum Aussichtspunkt am Blomberg hinauf. Die ersten Meter zeigten schon, dass es steile Abschnitte geben würde, aber die Zweisitzer schaukelten ruhig hinauf und alle genossen den ersten Panoramablick über die umliegenden Wälder und Bergketten. Oben angekommen, herrschte ein gemischtes Echo aus Staunen und Kamera-Shots mit den Handys – perfekt, um neue Energie zu tanken. Die gemachten Fotos wurden sofort herumgezeigt und teils ausgetauscht. Die Gruppen machten sich auf zu leichten Spazierwegen, angepasst an das Leistungsniveau der Jugendlichen. Die Begleitpersonen achteten besonders auf regelmäßige Pausen, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Sonnenschutz. Für das Mittagessen suchten sie ein passendes Bergrestaurant am Blomberg auf. Dort stärkten sich die Gruppen mit jugendgerechten Speisen und Getränken.

Der Tag verging dann wie im Flug harmonisch und ohne weitere Vorkommnisse. Die Bergwelt wurde bestaunt, alle wanderten ihren Kapazitäten entsprechend hin und her, im Restaurant gab es eine vorbestellte Stärkung und mit der Seilbahn ging es dann abschließend zum Ausgangspunkt der Sommerrodelbahn am Blomberg – dem absoluten Highlight des Tages.

Auf dem Werbeschild erhält man viele Informationen: Die Sommerrodelbahn am Blomberg ist Deutschlands längste Sommerrodelbahn. Sie liegt auf einer Höhe von 1286 Metern und sie schlängelt sich durch idyllischen Bergwald und über saftige Almwiesen ins Tal. Bei der Abfahrt wird ein Höhenunterschied von 220 Metern bei einem Gefälle von 19% - 24% überwunden. Der spannende Kurs wird durch 41 Schikanen und 17 Steilkurven garantiert und sorgt sowohl bei Jugendlichen als auch Erwachsenen für ein beeindruckendes, unvergessliches Fahrerlebnis, da die Fahrgeschwindigkeit zusätzlich selbst durch einen Steuerknüppel reguliert werden konnte. Sogar den ganz Coolen verlangte die Sommerrodelbahn Respekt und Mut ab. Die Fahrgeschwindigkeit wurde nicht selten freiwillig gedrosselt.

Der Tag verflog mit weiteren kurzen Spaziergängen und Gesprächen untereinander. Gegen Spätnachmittag traten die Jugendlichen und ihre Begleitungen die Rückfahrt Richtung München an, begleitet von dem Bewusstsein, eine neue Landschaft entdeckt, Herausforderungen bewältigt und einen wundervollen Ausflugstag gemeinsam erlebt zu haben. In den Reisebussen kam immer wieder zur Sprache, dass alle, die nicht am Ausflug teilnehmen konnten oder aus anderen Gründen nicht teilgenommen haben, einen total spannenden Tag in ihrem Leben verpasst hätten. Die Rückfahrt verlief sehr ruhig, da die meisten Jugendlichen mit der Zeit zufrieden, glücklich und müde einschliefen. Was wollen wir mehr!?!

Hier ein gemeinsam erstellter Erlebnisbericht von einigen Jugendlichen:

"Unser Ausflug zum Blomberg 
Als Erstes sind wir mit dem Bus zum Blomberg gefahren. Dann sind wir mit der Sesselbahn auf den Berg gefahren. Das war sehr hoch und steil. Viele bekamen einen flauen Magen. Dann sind wir bis zum Gipfelkreuz gelaufen, wo wir bis München schauen konnten. Von dort aus sind wir zum Restaurant gelaufen. Das war ziemlich anstrengend. In dem Restaurant haben wir alle Würstchen mit Pommes und ein Getränk bekommen. Dann haben wir uns alle auf den Weg gemacht. Wir sind mit der Sesselbahn runtergefahren, wo die Sommerrodelbahn beginnt. Es war crazy, weil man so schnell gefahren ist, dass man das Gefühl hatte, man fällt aus den Kurven. Dann sind wir alle mit dem Bus nach Hause gefahren. Es war ein sehr schöner Ausflug!"

Solche Projekte zeigen, wie wichtig es ist, sozial benachteiligten Jugendlichen Zugang zu besonderen Erlebnissen zu ermöglichen und sie in ihrer emotionalen und körperlichen Entwicklung zu fördern. Wir danken der Dr. Ingeborg von Tessin und Marion von Tessin-Stiftung für ihre Fördergelder an unseren Verein, die es uns ermöglichen, so außergewöhnliche Projekte wie "Tagesausflüge in die Berge" ohne Kostenbeteiligung der Teilnehmer zu organisieren und zu finanzieren. Ohne die großzügige Unterstützung der Tessin-Stiftung wäre auch uns als Verein die Verwirklichung eines solch tollen Aktionstages nicht möglich gewesen.  
An alle Förderer und Engagierte einen großen herzlichen Dank!