30.07.2019 17:28

El Anatsui im Haus der Kunst: Wunder aus Müll

Bereits Ende April 2019 war unsere Vorfreude auf die bevorstehenden Besuche im Haus der Kunst sehr groß, da wir für die faszinierende aktuelle Austellung von El Anatsui doch noch 4 Termine ergattern konnten. (Link)

"Wir haben wieder vier Termine für insgesamt fast 100 Jugendliche der 7. und 8. Jahrgangsstufe einer unserer Kooperations-Mittelschulen im Haus der Kunst kostenlos buchen können: für den 14. und 28. Mai, 4. Juni und 2. Juli 2019.

Unter der Leitung von Anne Leopold, der Leiterin des dortigen Kinder- und Jugendprogramms, werden die Kooperationsprojekte zwischen dem Haus der Kunst, der Koop-Mittelschule und 'ghettokids - Soziale Projekte e.V.' intensiv vorbereitet und verwirklicht. Für die teilnehmenden Kids fallen nie Kosten an und sie können wertvolle Kunstangebote einfach nur genießen.

Dieses Mal bekommen unsere Kids die Gelegenheit die Werke eines bekannten afrikanischen Künstlers kennen zu lernen. Die Ausstellung 'El Anatsui. Triumphant Scale' des renommierten Künstlers El Anatsui aus Ghana sorgt schon seit Anfang März in München für Furore. Er verwandelt Abfallprodukte zu glänzenden Kunstwerken und beeindruckenden Installationen. Nur mit Mühe konnten wir die vier Ausstellungstermine mit anschließenden Workshops erhalten."

Insgesamt haben über 100 Schülerinnen und Schüler einer Hauptschule aus 6 verschiedenen Klassen die Ausstellung und den anschließenden Workshop begeistert besucht.

Jeder Klasse standen drei Kunstpädagogen zur Verfügung, die selbst aktive Künstlerinnen und Künstler sind (Malerin, Bühnenbildnerin und Bildhauer). Die Kids erhielten sehr detaillierte Informationen über den renommierten afrikanischen Künstler El Anatsui - seine biografischen Daten und seinen künstlerischen Werdegang. Sie erfuhren, dass er bereits vor Jahren eine "Kunst-Fabrik" in Nigeria aufgebaut hatte, um seine Kunst - wir nennen sie "Wunder aus Müll" - mit manchmal bis zu 120 Mitarbeitern umsetzen zu können.

Beim Betreten der Ausstellungsräume waren die Jugendlichen von den Kunstwerken völlig überwältigt. Auf den ersten Blick war ihnen überhaupt nicht bewusst, dass die riesigen, gefalteten farbigen Flächen nicht aus Stoff gewebt waren, sondern aus bearbeiteten Metalldeckeln bestanden.

Welches Material hat El Anatsui in seinen Werken für die HDK-Ausstellung verwendet? Die Außenfassade, die wie aus Zeitungspapier gemacht wirkte, bestand aus mehreren tausend Offsetdruckplatten. Die "Metall-Stoffe" in den Ausstellungsräumen wurden aus aufgebogenen und zerschnittenen verschiedenfarbigen Schraubverschlüssen von Alkoholflaschen gestaltet. Einige "Wandteppiche" wirkten bunt und schrill, andere einfarbig und filigran, manche schienen im Raum frei zu schweben. Auf alle Fälle hingen an den Ausstellungswänden überdimensionale, höchst beeindruckende Kunstobjekte. Darin waren sich alle Jugendlichen einig.

Ein Schüler fasste seine Eindrücke treffend zusammen: "Wie kann man aus Müll so etwas Schönes schaffen? Es ist ein Wunder!"

Die Kids waren erstaunt, dass der ghanaische Künstler auch mit Holz arbeitet. Die Schülerinnen und Schüler setzten sich kurz vor Ende der Ausstellungsführung vor den Wandtellern aus Holz, die mit symbolischen Darstellungen verziert waren, auf den Boden und versuchten selbst, ähnliche Symbole auf Papier zu bringen - eine vorbereitende Übung für den anschließenden Workshop.

Im Workshop durften die Schülerinnen und Schüler Müll selbst in etwas Schönes verwandeln. Sie fädelten Kaffeekapseln aus Aluminium und Milchkapseln aus Plastik zu Ketten auf, klebten sie zu freien Installationen zusammen, bearbeiteten Metall-Schraubverschlüsse mit Zange und Hammer oder entwarfen eigene symbolische Darstellungen auf dünnen Styroporplatten, die sie dann mit Hilfe der Drucktechnik auf Papier oder Sperrholzplatten verewigten. So entstand im Grunde jedes Mal in den Workshopräumen eine kleine "Kunst-Fabrik", die erstaunliche Talente zu Tage förderte.

Da all diese Schülerinnen und Schüler an ihrer Schule keinen Kunstunterricht haben und dieser teils Jahre zurücklag, waren einige Jugendliche an zusätzlichen Workshop-Angeboten im Haus der Kunst interessiert.

Ein sehr erfreuliches Feedback der Kids: "Wann machen wir wieder so ein tolles Projekt mit dem Haus der Kunst?".

Wir danken wieder einmal Frau Anne Leopold für die Verwirklichung eines außergewöhnlichen Kooperationsprojektes. Ganz herzlich bedanken wir uns auch für die engagierte, einfühlsame Führung durch die El-Anatsui-Austellung und die kreativen, inspirierenden Workshops der HDK-Kunstpädagogen.

Die Ausstellung und Teilnahme am Workshop im Haus der Kunst ist für die von "ghettokids e.V." organisierten Gruppen kostenlos. Das ausgiebige Frühstück mit Getränken wird immer von unserer 1. Vorsitzenden besorgt und von Spendengeldern finanziert. Dafür danken wir allen Unterstützern unseres gemeinnützigen Vereins "ghettokids - Soziale Projekte e.V." ganz herzlich.

Wir hoffen, dass wir auch im kommenden Schuljahr wieder ins Haus der Kunst kommen dürfen!